Zwanzig Jahre Kammermusikfest Kloster Kamp
Wort-Bild-Marke 20. Kammermusikfest Kloster Kamp

Die Konzerte

Donnerstag, 11. Juli 2024, 20Uhr

Eröffnungskonzert der Stadtwerke Kamp-Lintfort

Abteikirche Kloster Kamp

Johann Sebastian Bach: Suite e-Moll, BWV 996 für Marimba

Wolfgang Amadeus Mozart: Adagio und Fuge c-Moll, KV 546

Anton Bruckner: Streichquintett F-Dur

2024 feiert die Musikwelt den 200. Geburtstag Anton Bruckners. Auch das Kammermusikfest Kloster Kamp würdigt in seinem 20. Jubiläumsjahr den Komponisten. Ohne den Giganten Johann Sebastian Bach wäre der Organist und Komponist Bruckner aber nicht denkbar.

So spannt das Eröffnungskonzert der Stadtwerke Kamp-Lintfort in diesem Jahr in der Abteikirche seinen Bogen von einem Solostück Bachs, einer Lautensuite, über ein Kammermusikwerk in der Königsbesetzung des Streichquartetts von W. A. Mozart bis zum symphonisch angelegten Quintett von Bruckner. Denn auch Wolfgang Amadeus Mozart huldigt gerade in diesem kurzen Stück seinem Vorbild J. S. Bach. Die Lautensuite wird dabei in einer Fassung für Marimbaphon erklingen. Dieses Instrument ist nicht nur eine Premiere im Kammermusikfest, sondern wird in der Abteikirche seinen ganz besonderen, magischen Klang entfalten und die Polyphonie unterstreichen, auf die sowohl Mozart als auch Bruckner sich beziehen.

Freitag, 12. Juli 2024, 20Uhr

Konzert im Rittersaal

Burg Linn, Krefeld

Ethel Smyth: Klaviertrio d-Moll

Johannes Brahms: Klarinettentrio a-Moll, op.114

Robert Schumann: Klavierquintett Es-Dur, op.44

Dame Ethel Mary Smyth war eine bemerkenswerte englische Komponistin und Schriftstellerin, die ihr Leben lang um gleichberechtigte Anerkennung als weibliche Komponistin kämpfte. Selbst der von ihr in fachlicher Hinsicht sehr geschätzte Johannes Brahms konnte sich nicht damit anfreunden, dass eine Frau in die Männerdomäne der Komponisten einzudringen wagte. Sie fand jedoch immer wieder sie fördernde Menschen, so wie zum Beispiel das Ehepaar Herzogenberg, in deren Haus sie dann auch Bekanntschaft mit vielen wichtigen Musikschaffenden der Zeit machte. Sie konnte sich dadurch musikalisch immer weiter entwickeln. Ihre sehr viel jüngere Freundin Virginia Woolf sagte später über sie

„Sie ist vom Stamm der Pioniere, der Bahnbrecher. Sie ist vorausgegangen und hat Bäume gefällt und Felsen gesprengt und Brücken gebaut und so den Weg bereitet für die, die nach ihr kommen. So ehren wir sie nicht nur als Musikerin und Schriftstellerin […] sondern auch als Felsensprengerin und Brückenbauerin.“

Johannes Brahms hatte eigentlich das Komponieren nach eigener Bekundung schon abgeschlossen, als er sich als 57-Jähriger plötzlich durch Richard Mühlfeld für die Klarinette begeisterte und für dieses Instrument vier Kammermusikwerke schrieb. Das erste dieser Meisterwerke ist das Trio in a-moll.

Abschließend erklingt mit Robert Schumanns Klavierquintett das erste dieser Gattung in der Musikgeschichte und zugleich eines des Lieblingsstücke nicht nur seiner Ehefrau Clara. Sie schwärmte von dem Es-Dur Quintett als „wunderschön, voller Kraft und Frische“ und setzte es immer wieder auf ihre Konzertprogramme.

Samstag, 13. Juli 2024, 13Uhr

Clubhouse Concert

TC Blau-Weiß Kamp-Lintfort

Mauricio Kagel: „Match für drei Spieler“

Emil Kuyumcuyan: „Youth for marimba“

Selten dürfte in dem Gebäude des Tennisclubs Blau-Weiß ein Match für drei Spieler ausgetragen werden. In diesem Jahr allerdings kann sich das Publikum auf ein spannendes Spiel von zwei Cellisten und einem Schlagzeuger einstellen. Es ist ein Klassiker der Moderne. Mit Virtuosität, Klangmalerei, viel Witz und Schauspielerei ist es natürlich prädestiniert, in dem tollen Gebäude aufgeführt zu werden.

Abgerundet wird das kurze Konzert noch durch eine eigene Komposition des Schlagwerkers Emil Kuyumcuyan für Marimba - ein besonderes Erlebnis in die Klangwelten und Möglichkeiten der Marimba einzutauchen. Stilistisch schwer einzuordnen, finden sich in dem Stück neben Jazz -Elementen auch meditative Momente und ein durchgehender motorischer Spannungsbogen.

Samstag, 13. Juli 2024, 20Uhr

Abendkonzert

Martinstift Moers

Rebecca Clarke: „Dumka“ für Violine, Viola und Klavier

Robert Schumann: „Märchenerzählungen“. 4 Stücke für Klarinette, Viola und Klavier, op.132

Franz Schubert: Streichquintett C-Dur, D.956

Vor den berühmten Kompositionen ihrer männlichen Komponistenkollegen Schumann und Schubert erklingt in diesem Konzert ein kurzes Werk einer anderen, aus London stammenden Komponistin: Rebecca Clarke hat ein breites Oeuvre hinterlassen. Ihre Lieder und Kammermusikwerke sind besonders schön. Nachdem sich der Zeitgeschmack nach dem 2. Weltkrieg radikal änderte, verloren ihre Werke jedoch zunächst an Bedeutung, seit den 1970er Jahren allerdings erfreuen sich die romantischen Kompositionen der Bratschistin und Geigerin Clarke wieder großer Beliebtheit. So auch dieser „kleine Gedanke“ (Dumka) ein durch kurze lebhafte Abschnitte durchbrochene, melancholischer Gesang.

Schumanns „Märchenerzählungen“ sind trotz seiner damals fortschreitenden, schlechten psychischen Verfassung, ein heiterer Zyklus von vier Charakterstücken. Er selbst empfand schon die Zusammenstellung der Instrumente „von ganz eigentümlicher Wirkung“ und war beglückt über die sich dadurch einstellende romantische und märchenhafte Wirkung. Dabei haben die vier Stücke sehr abwechslungsreiche Charaktere.

Über das zwei Monate vor seinem Tod komponierte Quintett von Schubert hat sich der Musikkritiker und -wissenschaftler Joachim Kaiser sehr treffend geäußert indem er sagte: „Vor Franz Schuberts Streichquintett in C-Dur verneigen sich alle Menschen, denen Musik, Kammermusik gar, etwas bedeutet, glücklich bewundernd – oder sie schwärmen. Das Werk nimmt einen singulären Platz in Schuberts Schaffen, ja gar in der Musikliteratur ein. Es ist rätselhaft, und es ist vollendet … Mit Worten kann kein Mensch das tönende Mysterium dieses Werkes völlig enträtseln oder auf Begriffe bringen.“

Sonntag, 14. Juli 2024, 11Uhr

Matinée

Schloss Ossenberg

Ludwig van Beethoven: Streichtrio G-Dur, op.9 Nr.1

Phyllis Tate: Duo für Klarinette und Violoncello (1947)

Johannes Brahms: Streichsextett G-Dur, op.36

Die traditionelle Matinée in der Remise des zauberhaften Schlosses Ossenberg beginnt mit dem ersten der drei schönen Streichtrios von Ludwig van Beethoven. Sie sind für sich genommen schon ein Meisterwerk und heben sich von dem Vorbild Mozarts, ab. Und doch werden sie oft als Vorbereitung des jungen Beethoven zu seinen Streichquartetten gesehen, auch wenn Instrumente in dem Streichtrio eine ganz andere Funktion übernehmen müssen. Violine und Cello wechseln sich im solistischen Dialog oft ab, während der Bratsche eher der harmonische Part zufällt. Eine positive Grundstimmung in G-Dur bestimmt dabei weitestgehend das gesamte Trio.

Eine weitere schillernde weibliche Persönlichkeit aus Großbritannien war die Komponistin Phyllis Tate. Selbstkritisch vernichtete sie alle ihre Kompositionen vor der Mitte der 1940er Jahre. So ist diese Sonate für Cello und Klarinette eine der ersten Kompositionen, die sie gelten ließ und von der sie hoffte, dass man den Gehalt über den rein unterhaltenden Aspekt hinaus irgendwann erkennen würde. Sie liebte die ungewöhnlichsten Instrumentenpaarungen und experimentierte mit allen Gattungen. Auch Johannes Brahms‘ erstes von zwei Streichsextetten ist ein in G-Dur beinahes, jubelndes Ereignis. Dabei fasziniert es mit rhythmisch vertrackten und verwobenen Strukturen.

Sonntag, 14. Juli 2024, 19Uhr

Abschlusskonzert

Schloss Bloemersheim

Ernst von Dohnányi: Klavierquintett Nr.2, es-Moll, op.26

Nino Rota: Klarinettentrio (1973)

Antonín Dvorák: Klaviertrio e-Moll, op.90 „Dumky“

Obwohl Dohnanyi erst 1960 in den USA starb, war er kein Komponist der Moderne. Während bei seinem ersten Klavierquintett op.1 sogar noch deutlich das Vorbild Brahms zu hören ist, geht er bei dem zweiten dieser Gattung op.26 harmonisch schon eigene Wege, freilich noch im romantischen Rahmen. Das Quintett begeistert vor allem in seinen groß angelegten Ecksätzen mit einer dichten Polyphonie und einer düsteren Atmosphäre. Das kleine Intermezzo dazwischen kommt ganz leichtfüßig und originell daher.

Der italienische Komponist Nino Rota ist mehr als nur ein Komponist von Filmmusik, aber ohne diese wäre seine Karriere sicherlich weniger erfolgreich verlaufen. Auch er komponiert nicht wirklich modern, eher zeitlos, witzig, gesanglich. Er beherrschte die ganze Bandbreite der Gefühle. Zum Abschluss erklingt dann noch einmal eine Dumka: diesmal das berühmte Dumky-Trio von Antonín Dvořák. Dvořák schrieb als viertes Klaviertrio diesen Zyklus von sechs Dumka-Episoden, wobei die ersten drei Sätze in einander übergehen und dadurch der Eindruck eines großen Kopfsatzes entsteht, dem drei andere selbstständige Sätze folgen. Die an Volkslieder erinnernde traurige slawische Ballade wird durch heitere Passagen durchbrochen. Stolze Teile wechseln sich mit melancholischen und enden schließlich in einem stürmischen Tanz. Eins der berühmtesten Werke von Antonin Dvořák war von Anfang an eine Erfolgsgeschichte und begeistert immer wieder das Publikum.

Im Hintergrund die Zahl Zwanzig in einer geschwungenen Schrift